Mobiles und portables Röntgen – so kommt die Röntgenuntersuchung zum Patienten
Was, wenn ein Patient oder eine Patientin keine Möglichkeit hat, die Routine-Röntgenversorgung einer Klinik oder Praxis in Anspruch zu nehmen? Weil der eigene Gesundheitszustand keinen Transport zulässt, es die äußeren Umstände nicht erlauben oder weil die Entfernung zur nächsten Klinik oder Praxis zu weit ist? Für diese und andere Anwendungsszenarien existieren mobile und portable, also tragbare Röntgenlösungen.
Mobiles Röntgen beim Patienten
Der Gesundheitszustand gebrechlicher Patienten und Patientinnen kann sich allein schon wegen des Transports zu einer Röntgenuntersuchung oder der veränderten Umgebung im Krankenhaus verschlechtern. Meist erfordert dies ein Mehr an Pflege und Medikamenten. Manchmal ist sogar ein stationärer Aufenthalt nötig.
Mobile Röntgengeräte ermöglichen zum Beispiel Pflegeheimbewohnern die notwendigen Untersuchungen – ohne solche Folgen zu verursachen. Und auch die Bewohner von Obdachlosenunterkünften sowie Asylsuchende können von der Anwendung mobiler Röntgengeräte profitieren.1 Studien berichten von diesen konkreten Vorteilen:1, 2, 3
- Vermeidung von Krankenhausaufenthalten und Krankentransporten
- Vermeidung einer Krankheitsverschlechterung aufgrund von Transport oder Klinikaufenthalt
- Geringere Wartezeiten
- Höhere Zahl von untersuchten Patienten, mehr Sicherheit bei Verdachtsdiagnosen
- Höhere Kosteneffektivität
- Höhere Zufriedenheit bei Patienten und Gesundheitspersonal
Um die medizinische Versorgung in Krisengebieten, nach Umweltkatastrophen oder auf hoher See sicherzustellen, können auch stationäre Röntgensysteme mobilisiert werden. Vor allem platzsparende, flexible Röntgenlösungen wie Schwenkbügelsysteme eignen sich, um unter anderem Fahrzeuge und Container zu mobilen Röntgeneinheiten umzurüsten.
Mobile und portable Röntgenlösungen – nicht nur zur Notfallversorgung
Mobile und portable Röntgenlösungen werden auch außerhalb der Notfallversorgung eingesetzt, wenn etwa aufgrund einer zu dünnen Besiedelung das Einzugsgebiet einer radiologischen Praxis kein wirtschaftliches Maß erreichen kann. Gerade in Kombination mit dem fortschreitenden Ausbau von Mobilfunknetzen können mobile digitale Röntgenlösungen zu einer adäquaten Gesundheitsversorgung beitragen, da nicht nur Fernauswertung und -konsultation, sondern auch der Austausch unter Ärzten an verschiedenen Standorten möglich ist. In einer Umfrage betonten amerikanische Radiologen neben der räumlichen vor allem auch die zeitliche Flexibilität der ‚teleradiologischen Untersuchung‘, bei der die digitale Röntgenuntersuchung und die Befundung nicht am selben Ort stattfinden.4
Systematisches Tuberkulose-Screening in abgelegenen Gebieten
Die WHO empfiehlt ein systematisches Tuberkulose (TB) Screening in Ländern mit hoher TB-Prävalenz.5 Jedoch haben arme oder besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen oft keinen Zugang zu den Routineuntersuchungen der Gesundheitseinrichtungen. In vielen Ländern werden daher mithilfe portabler oder mobiler Röntgengeräte systematische Screenings (active case finding) in abgelegenen oder isolierten Gebieten durchgeführt, zum Beispiel auf der Daru-Insel, einer westlichen Provinz von Papua-Neuguinea,6 oder in schwer zugänglichen Gebieten im Nigerdelta von Nigeria.7
So konnte mithilfe eines mobilen digitalen Röntgengerätes auf der Daru-Insel eine hohe TB-Detektionsrate erzielt werden, die mit 853 pro 100.000 Screening-Teilnehmern deutlich höher lag als die geschätzte nationale Inzidenz in Papua-Neuguinea (432 pro 100.000 Einwohner).6 In Nigeria wurde mithilfe eines tragbaren digitalen Röntgengerätes unter 8.230 Teilnehmern 1.140 TB-Verdachtsfälle identifiziert, unter denen die Prävalenz letztendlich 8,6% betrug.7
Insgesamt zeigen diese Beispiele das umfangreiche Anwendungsgebiet mobiler und portabler Röntgenuntersuchungen außerhalb der Notfallmedizin und als Ergänzung zur Routineversorgung. Welche Anforderungen hinsichtlich des Strahlenschutzes zu erfüllen sind, hängt u.a. vom Einsatzort (ortsfest oder nicht-ortsgebunden), von den Umgebungsbedingungen und der geplanten Anzahl der Röntgenaufnahmen ab.
Quellen
1Andersen PAB, et al. How to set up a mobile X-ray unit in the community - Implementation initiatives for patient-centred care. Radiography (Lond) 2023,29 Suppl 1, S148-s51.
2Kjelle E, et al. Mobile radiography services in nursing homes: a systematic review of residents' and societal outcomes. BMC Health Serv Res 2017,17, 231.
3Toppenberg MD, et al. Mobile X-ray outside the hospital: a scoping review. BMC Health Serv Res 2020,20, 767.
4Rosenkrantz AB, et al. The Current State of Teleradiology Across the United States: A National Survey of Radiologists' Habits, Attitudes, and Perceptions on Teleradiology Practice. J Am Coll Radiol 2019,16, 1677-87.
5WHO Guidelines Approved by the Guidelines Review Committee. In WHO consolidated guidelines on tuberculosis: Module 2: screening – systematic screening for tuberculosis disease; World Health Organization: Geneva, 2021.
6Dakulala P, et al. Evaluation of a population-wide, systematic screening initiative for tuberculosis on Daru island, Western Province, Papua New Guinea. BMC Public Health 2024,24, 959.
7Odume B, et al. Portable digital X-ray for TB pre-diagnosis screening in rural communities in Nigeria. Public Health Action 2022,12, 85-9.