Tuberkulose – erhöhte Fallzahlen weltweit

Die Tuberkulose ist weltweit die häufigste tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Auch in Deutschland ist laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) das Thema Tuberkulose nach wie vor relevant. Denn nach einem über Jahre anhaltenden Rückgang, steigen die Fallzahlen aktuell wieder an.1

Nach einem ersten Anstieg 2015/2016 nahmen die Tuberkulose-Fälle im Anschluss an die Covid-19-Pandemie erneut zu. So stiegen in Deutschland die Fallzahlen von 3.931 (2021) auf 4.082 (2022) und 4.471 (2023). Die Tuberkulose-Inzidenz betrug in Deutschland zuletzt 5,3 pro 100.000 Einwohner.1

Dies deckt sich mit dem international beobachteten Anstieg von schätzungsweise 10,0 Millionen (2020) auf 10,3 Millionen (2021) und 10,6 Millionen Fälle im Jahr 2023 (95% Unsicherheitsintervall [UI]: 9,9–11,4 Millionen). Im Jahr 2022 lag die geschätzte Inzidenzrate der Tuberkulose, also die neuen Fälle pro 100.000 Einwohner und Jahr, weltweit bei 133 (95% UI: 124–143).2

Weltweit erhöhtes Infektionsgeschehen

Besonders besorgniserregend ist dabei die wachsende Zahl von Personen mit nicht-diagnostizierter und daher unbehandelter Tuberkulose, die sich in gestiegenen Tuberkulose-bedingten Todesfällen und einem erhöhten Infektionsgeschehen manifestiert.3 Der zunächst rückläufige Trend der geschätzten Tuberkulose-bedingten Todesfälle pro Jahr, der weltweit noch zwischen 2005 und 2019 beobachtet werden konnte, hat sich somit umgekehrt. So stiegen die geschätzten jährlichen Tuberkulose-bedingten Todesfälle von 1,4 Million (2019) auf 1,5 Million (2020) und 1,6 Million (2021).3

Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und anderer anhaltender Konflikte und Krisen weltweit sowie den damit verbundenen Risiken für die Ernährungssicherheit kann nicht von einem kurzfristig erreichbaren Rückgang der Tuberkulose-Infektionen ausgegangen werden.3

Thorax-Röntgenuntersuchung als wichtiges Screening-Instrument

Besteht bei einem Patienten oder einer Patientin der Verdacht auf Lungentuberkulose, gehört die Thorax-Röntgenuntersuchung neben der bakteriologischen Diagnostik zum differenzialdiagnostischen Standard und kann darüber hinaus zum Therapie-Monitoring und zur Früherkennung möglicher Ansteckungsquellen eingesetzt werden.4

In letzter Zeit gewinnt die Thorax-Röntgenuntersuchung auch als ein frühzeitig im Infektionsgeschehen einsetzbares Screening-Instrument an Bedeutung, da sie eine beträchtliche Sensitivität aufweist. Je nachdem, ob bei der Befundung des Röntgenbildes ausschließlich Hinweise auf eine aktive Tuberkulose oder auch auf eine inaktive Tuberkulose gewertet werden, erreicht die Thorax-Röntgenuntersuchung Sensitivitäten von 87% (95% Konfidenzintervall [KI]: 79–95]) bzw. 98% (95% KI: 95–100).5

Ein weiterer Grund für die gestiegene Bedeutung der Thorax-Röntgenuntersuchung als Screening-Instrument ist die verbesserte Verfügbarkeit insbesondere der digitalen Radiographie, die gegenüber der konventionellen Radiographie entscheidende Vorteile hinsichtlich Bildqualität, Sicherheit (geringere Strahlendosis) und Betriebskosten aufweist. Zudem ermöglicht die digitale Radiographie den Einsatz portabler Geräte in entlegenen Gebieten bzw. die Verwendung mobiler Geräte für nicht mobilisierbare Patienten und Patientinnen. Dies kann zu einer wirkungsvollen Eindämmung des Infektionsgeschehens beitragen.6

Deutschland ist Niedriginzidenzland, doch die Tuberkulose bleibt relevant.

Trotz des beobachteten Anstiegs bleibt die Tuberkulose in Deutschland eine relativ seltene Erkrankung, Deutschland gilt gegenwärtig als Niedriginzidenzland (< 10 Fälle pro 100.000 Einwohner). Von den globalen Entwicklungen und den damit verbundenen Flucht- und Migrationsbewegungen ist jedoch auch Deutschland betroffen. „Bei länger bestehendem Husten sollte auch an Tuberkulose gedacht und entsprechend den bestehenden Empfehlungen durch eine Röntgenuntersuchung der Lunge weiter untersucht werden.“, rät Lars Schaade, Präsident des Robert Koch-Instituts. 7

Quellen

1RKI. Tuberkulose – auch für Deutschland nach wie vor relevant. Online verfügbar: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2024/04_2024.html

2WHO. Global Tuberculosis Report 2023. Online verfügbar: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/373828/9789240083851-eng.pdf?sequence=1

3WHO. Global Tuberculosis Report 2022. Online verfügbar: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/363752/9789240061729-eng.pdf?sequence=1

4RKI. Tuberkulose RKI Ratgeber. Online verfügbar: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Tuberkulose.html#doc2374486bodyText9

5WHO. Systematic screening for active tuberculosis. Online verfügbar: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/84971/9789241548601_eng.pdf?sequence=1

6WHO. Chest Radiography in Tuberculosis Detection. Online verfügbar: https://iris.who.int/bitstream/handle/10665/252424/9789241511506-eng.pdf?sequence=1Von

7Lars Schaade (Präsident des Robert Koch-Instituts). Tuberkulose hat eine große Relevanz für die öffentliche Gesundheit. Online verfügbar: https://www.linkedin.com/posts/robertkochinstitut_welttuberkulosetag-tuberkulose-pressemitteilung-activity-7173996936662806528-sl0K?utm_source=share&utm_medium=member_desktop