Wie der Radiologe zu seinem Befund kommt
Digitales Diktat
Beim digitalen Diktat betrachtet der Radiologe die Röntgenbilder und spricht seinen Befund in spezielle Diktiergeräte oder direkt auf ein Smartphone oder Tablet. Die Sprachdateien werden dann über eine verschlüsselte und sichere Verbindung an Schreibkräfte übermittelt.
Im Vergleich zum klassischen Diktat spart dieses Verfahren Zeit, weil der Kassettentransport entfällt und die digitalen Aufnahmen sofort an Schreibkräfte gesendet und bearbeitet werden können. Radiologen können jederzeit und an jedem Ort diktieren. Digitale Diktiergeräte liefern qualitativ hochwertige Aufnahmen, was die Transkription erleichtert und die Fehleranfälligkeit reduziert. Zudem können die digitalen Diktate nahtlos in elektronische Patientenakten (EPA) oder andere medizinische Informationssysteme wie RIS und PACS integriert werden. Das optimiert den Workflow und verbessert die Dokumentation.
Spracherkennung
Bei der Spracherkennung wird der Befund zur Bildgebung direkt in eine Vorlage des Krankenhaus- oder Radiologie-Informationssystems diktiert, gegebenenfalls korrigiert, dann kontrolliert und freigegeben. Die gängigen Spracherkennungssysteme am Markt können mittlerweile gut mit Dialekten und dem Sprechen ausländischer Kollegen umgehen.
Es ist offensichtlich, dass der gesamte Prozess der Befunderstellung so deutlich beschleunigt wird und Radiologen auf diese Weise mehr Fälle in kürzerer Zeit bearbeiten können. Durch die sofortige Kontrolle sinkt die Fehlerquote erheblich. Bietet die Software dann zusätzlich die Möglichkeit, mit Sprache in den Menüs zu navigieren, können Radiologen noch schneller arbeiten.
Strukturierte Befundung (Structured Reporting)
Die strukturierte Befundung folgt einem festen Schema mit standardisierten Vorlagen für die Erstellung von Röntgenbefunden. Diese Vorlagen, Templates genannt, enthalten fest definierte Abschnitte für klinische Angaben, Untersuchungsprotokolle, Befund, Diagnosen und Schlussfolgerung, die der Radiologe mit Text füllt.
Dabei erleichtert und beschleunigt die standardisierte Struktur einerseits die Befunderstellung und sorgt andererseits für eine klare und einheitliche Darstellung der Befunde, was die Lesbarkeit und Verständlichkeit verbessert. Da wichtige Informationen zur radiologischen Diagnostik klar, präzise und immer an derselben Stelle im Befund auftauchen, verbessert diese Art der Darstellung die Kommunikation zwischen Radiologen und anderen Medizinern. Die strukturierte Befundung gibt zwar vor, wo welche Informationen erfasst werden, erlaubt dem Radiologen aber, sie in eigenen Worten zu formulieren. Diese Freiheit schätzen viele Ärzte als Vorteil ein.
Geführte Befundung (Guided Reporting)
Genau das kann aber auch ein Nachteil sein, weil ein Röntgenbefund mit hohem Freitextanteil schwer ausgewertet werden kann. Das Guided Reporting setzt daher fast vollständig auf standardisierte Eingaben über Klickboxen anhand von spezifischen Fragen, definierten Antwortmöglichkeiten und Checklisten. Radiologen werden Schritt für Schritt durch den Befundungsprozess geführt und es wird sichergestellt, dass alle wichtigen Informationen systematisch erfasst werden.
Im Ergebnis entstehen konsistente und strukturierte Befunde ohne Freitext in den wesentlichen Abschnitten. So entstandene Befunde eignen sich ideal für das Training von Künstlicher Intelligenz oder zu Forschungszwecken. Wie bei der strukturierten Befundung können automatisierte Analysealgorithmen integriert werden, deren Ergebnisse automatisch in den Befund übernommen werden können. Insgesamt bietet die geführte Befundung die Möglichkeit, den gesamten Prozess der Diagnosestellung zu beschleunigen. So können beispielsweise die strukturierten Vorlagen, etwa ein Normalbefund, als Ausgangspunkt verwendet und spezifische Informationen ergänzt oder anpasst werden. Aufgrund der Führung durch die Befundung sind auch weniger erfahrene Radiologen in der Lage, verlässliche und hochwertige Ergebnisse zu liefern.