Wie erleben Kinder eine Röntgenuntersuchung?
Eine unzureichende Kommunikation mit Kindern vor und während eines medizinischen Verfahrens kann Ängste und andere negative Erfahrungen und psychischen Belastungen befördern. Als mögliche Folge können Kinder bei der Untersuchung nicht mehr oder nur unzureichend mitwirken, in manchen Fällen ist gar eine Fixierung oder Immobilisierung erforderlich.2 In anderen Fällen können vereinbarte Termine nicht wahrgenommen werden und wichtige Untersuchungen müssen verschoben werden.3
Daher ist wichtig, die Faktoren zu kennen, die die Erfahrung eines Kindes während einer Röntgenuntersuchung beeinflussen, um einerseits die Abläufe in der radiologischen Praxis zu optimieren, aber auch die Rechte der Kinder zu schützen.4 Hierzu werteten die Autoren Saron et al.1 für ihre Übersichtsarbeit begutachtete Publikationen in englischer Sprache aus (1999–2022). Von 2.212 gescreenten Titeln und Abstracts wurden zunächst Duplikate (570) und nicht-relevante Artikel (1499) ausgeschlossen. Von den verbleibenden 143 Volltext-Artikeln wurden letztendlich 8 Publikationen analysiert.
Wie kommunizieren Radiologen mit Kindern?
Das Röntgenpersonal dominiert die Kommunikation während einer Untersuchung. Beobachtungen während 32 Röntgenuntersuchungen zeigten, dass das Röntgenpersonal mit bis zu 75 % den Großteil der Kommunikation bestritt (Kinder: 17 %). Dabei waren die verbalen Äußerungen meist aufgabenorientiert („Könntest Du die Hose über das Knie ziehen?“) oder instruktiv („Du musst dich hierhersetzen“). Eine offene Kommunikation („Was bedeutet…?“) oder gar eine soziale oder persönliche Konversation fand nur in wenigen Fällen statt.5
Demgegenüber zeigte eine weitere Arbeit, wie Kinder mit einfachen Mitteln zum Mitreden angeregt werden können. Hierfür kann bereits der Abgleich der Patientendaten (Name, Geburtsdatum, Wohnort) zu Beginn der Untersuchung genutzt werden, wenn er in kindgerechter Sprache durchgeführt wird („Wo ist dein Zuhause?“).6
In Studien wurde außerdem berichtet, dass den Kindern die Untersuchung zwar oft kindgerecht erklärt wird („Es ist so, als würde man ein Foto von dir machen“), jedoch erst unmittelbar vor der Untersuchung.6 Somit hatten die Kinder kaum eine Möglichkeit, die bevorstehende Untersuchung zu verstehen und zu verarbeiten. In einer qualitativen Studie mit 45 Kindern (7–14 Jahre) berichteten Kinder daher einerseits von Grundkenntnissen („Bilder von den Knochen“), andererseits aber auch von falschen Vorstellungen, das Gerät könne „auf sie herabfahren“ und sie „zerquetschen“.7
Schmerzhaft und bedrohlich oder schnell und reibungslos – wie erleben Kinder die Untersuchung?
In manchen Artikeln beschrieben Kinder die Durchführung eines Röntgenverfahrens als „beängstigend“ und „schmerzhaft“,8„unangenehm“ oder „bedrohlich“.9 Viele Kinder gaben an, während des Röntgenverfahrens Schmerzen zu verspüren.9, 10 Zu den negativen Erfahrungen zählten außerdem lange Wartezeiten ohne Beschäftigungsmöglichkeiten und Ablenkung.10
In anderen Artikeln7, 9, 10 berichteten Kinder jedoch auch von schnellen und reibungslosen Röntgenuntersuchungen. Die Faktoren, die hierbei eine Rolle spielten, waren zum einen das technische Personal, das als kompetent, einfühlsam, freundlich und sympathisch beschrieben wurde. Zum anderen vermittelte bei jüngeren Kindern die Anwesenheit der Eltern Sicherheit und Ablenkung.5, 6
Fazit
Zusammengefasst zeigte die Untersuchung von Saron et al.1, dass Vorbereitungsgespräche für eine Röntgenuntersuchung frühzeitig stattfinden und Kinder aktiv und in einer kindgerechten Sprache zum Mitreden motiviert werden sollten. Auf diese Weise kann der Informationsbedarf der Kinder im Vorfeld einer Untersuchung identifiziert und gedeckt werden. Dieser Informationsbedarf betrifft oft relativ einfache Fragen, etwa nach dem Aussehen des Röntgenraums, ob die Untersuchung schmerzhaft ist oder ob die Eltern während der Untersuchung bei ihren Kindern bleiben.11 Zusätzlich können Ablenkungsmöglichkeiten im Warteraum sowie ein einfühlsames und aufmerksames Röntgenpersonal die Erfahrungen eines Kindes bei einer Röntgenuntersuchung positiv beeinflussen.
Quellen
1Saron H, et al. Communication during children's X-ray procedures and children's experiences of the procedure: A scoping review. Radiography (Lond) 2023,29 Suppl 1, S87-s95.
2Ng JHS, et al. Keeping Children Still in Medical Imaging Examinations- Immobilisation or Restraint: A Literature Review. J Med Imaging Radiat Sci 2019,50, 179-87.
3Davison G, et al. Children's and adolescents' experiences of healthcare professionals: scoping review protocol. Syst Rev 2020,9, 51.
4Dalley JS, et al. Teddy and I Get a Check-Up: A Pilot Educational Intervention Teaching Children Coping Strategies for Managing Procedure-Related Pain and Fear. Pain Res Manag 2016,2016, 4383967.
5Björkman B, et al. Will it hurt? Verbal interaction between child and radiographer during radiographic examination. J Pediatr Nurs 2013,28, e10-8.
6Harding J, et al. An observational study based on the interaction between the paediatric patient and radiographer. Radiography 2015,21, 258-63.
7Chesson RA, et al. Will it hurt? Patients' experience of X-ray examinations: a pilot study. Pediatr Radiol 2002,32, 67-73.
8Björkman B, et al. Children's Anxiety, Pain, and Distress Related to the Perception of Care While Undergoing an Acute Radiographic Examination. Journal of Radiology Nursing 2014,33, 69-78.
9Björkman B, et al. Children’s experience of going through an acute radiographic examination. Radiography 2012,18, 84-9.
10O' Shea C, et al. An exploration of adolescents' perceptions of X-ray examinations. Radiography 2015,21, 146-9.
11Bray L, et al. ‘We should have been told what would happen’: Children’s and parents’ procedural knowledge levels and information-seeking behaviours when coming to hospital for a planned procedure. Journal of Child Health Care 2021,26, 96-109.