Detektion bösartiger Läsionen bei Frauen mit hoher Brustgewebsdichte – Pilotstudie zum Brust-CT von AB-CT
Frauen mit eher dichtem Brustgewebe haben ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Zusätzlich kann sehr dichtes Brustgewebe verdächtige Läsion „maskieren“ und die Sensitivität der klassischen Mammografie deutlich beeinträchtigen.2 Die Detektion maligner Läsionen aufgrund rein morphologischer Merkmale (Form, Rand) ist bei Frauen mit sehr dichtem Brustgewebe eine Herausforderung.
Die Vorteile des Spiral-CT wurden bisher vorwiegend in der überlagerungsfreien 3D-Bildgebung und dem verbesserten Patientinnenkomfort gesehen (Untersuchung ohne Brustkompression). Zusätzlich kann der Spiral-CT jedoch auch Läsions- und Gewebsdichten exakt quantifizieren. Das Ziel der Studie von Weber et al.1 war daher, anhand der Gewebsdichte maligne Läsionen von gutartig Brustdrüsengewebe, Zysten und gesundem, aber sehr dichtem Brustgewebe zu differenzieren.
In die Studie wurden 40 Frauen mit folgenden Vorbefunden aufgenommen:
- Maligne Läsionen: 12 Frauen (medianes Alter 56,5 Jahre)
- Fibroadenome: 7 Frauen (medianes Alter 51,0 Jahre)
- Zysten: 12 Frauen (medianes Alter 51,0 Jahre)
- Extrem dichtes Drüsengewebe ohne Befund: 9 Frauen (medianes Alter 51,0 Jahre)
Das Untersuchungsprotokoll beinhaltete einen Brust-CT-Scan mit dem Gerät nu:view pro Brust ohne Kontrastmittelinjektion. Die Bildanalyse zur Bestimmung der medianen Brustgewebsdichte in Hounsfield-Einheiten (HE; mit Interquartilsabstand [IQR]) wurde von zwei Untersuchern unabhängig voneinander durchgeführt.
Signifikante Unterschiede zwischen malignen Läsionen und anderen Geweben
Durch die beiden Untersucher wurden für maligne Läsionen Dichtewerte von 60,2 (53,3–67,3) HE bzw. 62,5 (55,67–76,3) HE ermittelt. Bei Fibroadenomen betrug die Dichte 46,3 (41,9–59,5) HE bzw. 44,5 (40,5–59,8) HE, bei Zysten 35,3 (24,3–46,0) HE bzw. 39,7 (26,7–52,0) HE und bei sehr dichtem Brustgewebe ohne klinischen Befund 28,7 (24,2–33,0) HE bzw. 33,3 (31,7–36,8) HE.
Diese Gewebsdichten unterschieden sich signifikant zwischen malignen Läsionen und dichtem Brustgewebe ohne Befund (p < 0,001), zwischen malignen Läsionen und Zysten (p < 0,001) sowie zwischen Fibroadenomen und dichtem Brustgewebe (p ≤ 0,003; siehe Abb. 1).
Differenzierung zwischen verschiedenen Läsionen und dichtem Brustgewebe ohne klinischen Befund mit signifikanten Unterschieden in der Gewebsdichte.
Hohe Befundqualität und Reproduzierbarkeit
Zur Beurteilung der Testgüte wurde für die Differenzierung zwischen malignen Läsionen und anderen Geweben die Area Under the Curve ermittelt (AUC mit 95% Konfidenzintervall [KI]). Dabei ließen die AUC-Werte beider Untersucher eine hohe Befundqualität erkennen (AUC 1: 0,925 [KI 0,858–0,993]; AUC 2: 0,942 [KI 0,884–1,00]).
Für die Detektion maligner Läsionen resultierte daraus eine Sensitivität von 91,7%–100% (je nach Cut-off) bei einer Spezifität von bis zu 81,4%. Bei der Abgrenzung maligner Läsionen von Fibroadenomen betrugen Sensitivität und Spezifität 75,0% bzw. 70,0%. Die Intraklassen-Korrelation, mit der die diagnostische Übereinstimmung zwischen beiden Untersuchern (inter-reader) quantifiziert wurde, ergab mit 0,978 (KI 0,961–0,988) eine nahezu perfekte Reproduzierbarkeit.
Fazit
Zusammengefasst weisen maligne Läsionen bei Untersuchungen mit dem Brust-CT nu:view signifikant höhere Dichtewerte als die anderen untersuchten Gewebe auf (außer Fibroadenome). Das bedeutet, dass im Brust-CT maligne Läsionen auch bei hoher Brustgewebsdichte zuverlässig erkannt und von Zysten sowie dichtem Brustgewebe ohne klinischen Befund differenziert werden können.
Die Möglichkeit, diesen Unterschied auch ohne Kontrastmittel und bei kurzer Scan-Zeit zuverlässig zu detektieren, könnte für Frauen mit hoher Brustdichte einen bedeutsamen Vorteil gegenüber anderen Methoden wie der kontrastmittelverstärkten Mammografie darstellen.
Quellen
1Weber J, et al. Potential of non-contrast spiral breast CT to exploit lesion density and favor breast cancer detection: A pilot study. Eur J Radiol 2024,178, 111614.
2Freer PE. Mammographic breast density: impact on breast cancer risk and implications for screening. Radiographics 2015,35, 302-15.